Das Zipser Kapitel, eine kleine Kirchenstadt, ist bekannt auch als der „kleine Vatikan“ der Region.
Blickt sich der Besucher der Zipser Burg von ihrem Hauptturm in der unmittelbaren Umgebung um, so fällt ihm sofort eine von Mauern umgebene, architektonisch interessante Bautengruppe auf einer Erhöhung hinter Spišské Podhradie (dt. Kirchdrauf) ins Auge. Er blickt dabei auf eine einzigartige Kirchenstadt, das Zipser Kapitel (slow. Spišská kapitula), das man in gewisser Hinsicht als „kleiner Vatikan“ bezeichnen kann.
Das Zipser Kapitel ist heute Teil der Stadt Spišské Podhradie, war aber einst eine unabhängige Gemeinde. Sein Vorhandensein wurde bereits 1235 schriftlich belegt. Das Kapitel war eines der kirchlichen Bildungszentren auf dem Gebiet der heutigen Slowakei.
Zipser Kapitel erhebt sich auf der Anhöhe in Spišské Podhradie.
Gottesdienstes finden in der romanischen Kathedrale des heiligen Martin am Sonntage um 7.00 Uhr und 9.00 Uhr statt.
Das zentrale Objekt ist die St. Martinskathedrale, welche zunächst als Propsteikirche auf dem königlichen Gebiet diente. Die ursprünglich romanische Kirche wurde im 15. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut. Durch einen Anbau entstand ein verhältnismäßig großes Presbyterium und die Höhe des Bauwerks hatte sich verdoppelt. In der Kirche befinden sich insgesamt acht Altäre, der Altar der Marienkrönung ist mehr als 500 Jahre alt. Interessant ist das ziemlich untypische säkulare Wandgemälde aus dem Jahr 1317 – Darstellung der Krönung von König Karl Robert, dem Jungfrau Maria und das Jesuskind einen Segen erteilen. Die Kathedrale bildet eine Art Zentrum des Areals, das durch Befestigungsmauern mit drei Eingängen abgegrenzt ist, kennzeichnend ist auch eine Straße mit Häusern der Kanoniker. Diese bildet die Achse der gesamten Kirchenstadt und ist darin die einzige Straße.
Das Vorhandensein des Zipser Kapitels unterstreicht die historische Bedeutung der gesamten Umgebung. Bereits im 11. Jahrhundert befanden sich auf dem Kapitelhügel Kapellen und ein Friedhof, auf dem die heutige Kathedrale steht. Das Städtchen spielte seit seinen Anfängen eine wichtige Rolle im kirchlichen Leben der Region, bis es Ende des 18. Jahrhunderts ein Bistum wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden hier ein Priesterseminar sowie die älteste Lehrerbildungsanstalt des ungarischen Reiches errichtet.
Unweit des Kapitels befinden sich in der Landschaft Reste eines Kreuzweges, wahrscheinlich eine Nachbildung des Leidensweges in Jerusalem.
In unmittelbarer Nähe des Zipser Kapitels, im Ort Pažica, befinden sich die Reste eines Kreuzweges, errichtet wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sehr wahrscheinlich ist es einer der ältesten Kalvarienberge in der Slowakei. Bemerkenswert ist, dass es sich hierbei um den Typus Calvario Jerusalem handelt, bei dem die Kapellen räumlich so verteilt sind, dass sie an Jerusalem zu Zeiten Jesus Christus erinnern. Nach späteren Eingriffen in das Gelände und die Bauten wurde Zipser Jerusalem erst im Jahr 2002 entdeckt.